In einer Krise verstärken sich oft Dinge, die schon immer da waren. Ängste, die aufbrechen; Sorgen, die größer werden; Möglichkeiten, die eingeschränkt sind. Die Decke scheint einem auf den Kopf zu fallen. Das Herz weiß nicht mehr, wohin. Tagtäglich passiert Böses zwischen den Menschen, die sich eigentlich lieben, oft unbeabsichtigt. Dabei will aber eigentlich niemand wirklich böse sein. Dennoch verletzen wir unsere Mitmenschen oft mit unseren Worten, Taten oder auch wenn wir Dinge unterlassen. Die Beichte ist eine Einladung an mich, mein Leben ehrlich anzuschauen und neu anzufangen: Wenn ich mein Leben ehrlich anschaue, entdecke ich so manche Fehler und Schwächen, Schuld und Unversöhntes: ein verletzendes Wort, das ich gesagt habe; eine Hilfe, die ich verweigert habe; eine Lüge, die ich ausgesprochen habe. Ich bin versucht, das wegzuschieben, zu verharmlosen oder zu beschönigen. Aber eigentlich werde ich es nicht los.
In der Beichte stelle ich mich meiner Schuld. Ich schaue auf das, was mich belastet, was ich bereue und vertraue es Gott an – in dem Wissen, dass er mich annimmt trotz meiner Sünde und er die Vergebung schenkt. Beim Beichtgespräch geht es um Eingestehen, Bereuen, den Vorsatz zur Besserung und die Sündenvergebung. Es kann sowohl in der Kirche als auch im persönlicheren Rahmen zwischen Beichtenden und Pastor stattfinden, in einem offenen Vieraugengespräch im Amtszimmer oder auch beim Spaziergang in freier Natur.
Während der Beichte bekennt der Beichtende seine Sünden und bittet Gott um Vergebung. Da der Pastor unverbrüchlich an das Beichtgeheimnis gebunden ist, bleibt alles Gesagte für Dritte geheim. Am Ende der Beichte spricht der Pastor im Auftrag von Jesus den Beichtenden von seinen Sünden los.
Beichte ist dabei ein urevangelisches Angebot, das von Martin Luther sehr geschätzt wurde. Im Kleinen Katechismus schreibt Martin Luther zum Thema Beichte: „Was ist die Beichte? Die Beichte begreift zwei Stücke in sich: eins, dass man die Sünden bekenne; das andere, dass man die Absolution oder Vergebung vom Beichtiger (Pastor) empfange als von Gott selbst, und ja nicht daran zweifele, sondern fest glaube, die Sünden seien dadurch vergeben vor Gott im Himmel. Welche Sünden soll man denn Beichten? Vor Gott soll man aller Sünden sich schuldig geben, auch die wir nicht erkennen, wie wir im Vaterunser tun. Aber vor dem Beichtiger (Pfarrer) sollen wir allein die Sünden bekennen, die wir wissen und fühlen im Herzen.“
Die VELKD hat ein kleines Heftchen zur Beichte herausgegeben, das hier heruntergeladen werden kann.
Wenn Sie etwas belastet und Sie gerne befreit werden möchten von einer Schuld, machen Sie gerne einen Termin bei Pastor Dietmar Gördel unter Tel. 42060.
Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht. 1 Johannes 1,9
Gott, zu dir rufe ich in der Frühe des Tages. Hilf mir beten und meine Gedanken sammeln zu dir, ich kann es nicht allein. In mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht; ich bin einsam, aber du verläßt mich nicht; ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe; ich bin unruhig, aber bei dir ist Friede; in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist Geduld; ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt einen Weg für mich.
Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung