Wir haben gerade unseren YouTube-Heiligabendgottesdienst in einem Stall gedreht. Ich liebe Weihnachten im Stall. Weil es so schön unkompliziert ist. Es muss nicht alles super aufgeräumt sein. Nicht die schönste Deko. Nicht desinfiziert. Es ist sogar Platz für Mist.
Der Mist, der zu unserem Menschsein gehört, ist das Erkennungszeichen für Weihnachten: In der Bibel sagen die Engel zu den Hirten auf dem Feld: „Das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ (Lukas 2,12) Jesus, der Erlöser, kommt als Baby zur Welt. Zu erkennen ist er ausgerechnet an alltäglichen, ja unschönen Dingen: der Windel. Auch wenn es in „Ihr Kinderlein kommet“ heißt, dass „in reinlichen Windeln das liebliche Kind“ zu finden wäre – als Vater weiß ich: Spätestens nach ein paar Stunden kann das nicht mehr stimmen. Ein kleines Stück Hygiene, die Windel, hilft erst einmal, dass der kleine Jesus trocken bleibt. Die Windel steht aber in der Weihnachtsgeschichte schon für den Stoff, in den Jesus eingewickelt wird bei seinem Begräbnis. Sein Leichentuch, dass sich bereits abzeichnet in der Windel, dient zum Leben für uns: Der ganze Mist (und davon haben wir reichlich in diesem Jahr), um nicht zu sagen, die ganze Scheiße unseres Lebens darf da drin eingewickelt sein und begraben werden. Damit wir leben können, trotz aller Not und Sorge.
Wahrscheinlich hat Jesus nicht nach Plätzchen und Tannenbaum gerochen, sondern nach Stall und Windeln. Nach Alltag. Und genau da gehört Jesus hin. Suchen Sie Jesus in Ihrem Leben, jetzt an Weihnachten – und finden Sie ihn dann auch im stinknormalen Alltag mit all dem, was so in die Hose gehen kann. Ihr Pastor Dietmar Gördel