Durchblick gewinnen

Mir fehlt manchmal der Durchblick. Meine Brille beschlägt durch die Maske, die Verordnungen und Bestimmungen verwirren manchmal. Bei all dem Chaos hilft es, eine neue Perspektive zu wählen, um zu verstehen, was mein Gegenüber mir sagen will. Quasi seinen Standpunkt einzunehmen, sich darauf einzulassen, überrascht zu werden, dass es so herum Sinn ergibt.

Ein Bild, das mir in diesen Tag dabei hilft, ist diese Osterdarstellung Jesu: Von oben wird da herausgearbeitet, was geschieht. Jesus, gekennzeichnet mit Wunden und Dornenkrone. Gott hat keinen Rückzieher in letzter Sekunde gemacht, sondern sich wirklich verspotten, foltern, töten lassen. Gott ist tot! Die Blumen, die auf dem Leichnam liegen, werden bald verwelkt sein.

Aber der sich aus Liebe hingebende Jesus sprengt das Grab, so groß ist sein Tod für die Menschen. Und obwohl Trauer herrscht am Grab, liegt ein großer Friede auf der Szene. Ein Leuchten geht aus von Jesus. Das Licht der Welt, das die Finsternis des Todes besiegt. Aus Gottes Sicht schon deutlich sichtbar. Aus Menschensicht noch nicht. Und doch spüren die Trauernden, dass da noch etwas kommt. Erwartungsvoll schauen sie nach oben, als ob sie spüren, dass Gott jetzt in diesem Moment ganz dabei ist und in einer Art eingreift, die über das eigene Verstehen weit hinausgeht.

Sie scheinen zu erkennen, was Jesus meinte, als er sagte: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.“ Johannes, 3,16. Als ich vor diesem Bild stand, erahnte ich Gottes Tränen, die er aus lauter Liebe zu seinem gekreuzigten Sohn weinte. Und ich verstand, dass er das alles für uns getan hat.

Die Passions- und Ostertage sind eine gute Chance, die Sicht Gottes einzunehmen und dadurch für sich selbst einen neuen Blick zu gewinnen.